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Milch in Afrika

12. Dezember 2016 – Progressive Dairyman

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Aufstrebende Milchsektoren in afrikanischen Entwicklungsländern können Rohmilch aufgrund der unzuverlässigen Stromversorgung nicht in den Landwirtschaftsbetrieben kühlen. Häufig kommt es bei der Abendmilch zu Qualitätseinbußen, da sie die nächtliche Hitze nicht verträgt.

Mangelnde Kenntnisse der Aufbereitungsmethoden, eine schlechte Infrastruktur und fehlende Lagermöglichkeiten führen dazu, dass mindestens 40 Prozent der Milch unbrauchbar werden. Damit entgehen den Landwirten Einnahmen und es entsteht eine wachsende Kluft zwischen der Milchversorgung in den afrikanischen Ländern und der Milchnachfrage.

Die beiden Unternehmen World Bicycle Relief und Paul Mueller Company setzen sich für eine fortschrittliche Milchkühlung in Afrika ein. So sollen die Milchlieferung, die Sammlung und die Lagerung im landwirtschaftlichen Betrieb verbessert werden.

Milchlieferung

Zu den größten Herausforderungen zählt für Milcherzeuger in Afrika der zuverlässige Transport ihrer Milch zu zentralen Milchsammelzentren. Die Entfernung zum Betrieb liegt zwischen 4 und 24 Kilometern.

Häufig wird die Milch dabei mit dem Fahrrad, dem Schubkarren oder zu Fuß in die Sammelzentren gebracht.

„Viele Landwirte transportieren ihre Milch auf schlecht gebauten Fahrrädern oder fahrradähnlichen Objekten“, so Dave Neiswander, Präsident von World Bicycle Relief.

„Diese Fahrräder können einfach keine 20- oder 40-Liter-Kanister bis zu den Milchsammelzentren tragen. Sie haben Pannen, die Zuverlässigkeit des Transports war somit nicht gegeben.“

Die Organisation World Bicycle Relief stellte ursprünglich freiwilligen Helfern im Gesundheitswesen und Studenten mit langem Anfahrtsweg in Afrika Fahrräder zur Verfügung. Sie wurde auf die Möglichkeit aufmerksam, Fahrräder an Landwirte zu verkaufen, als sie einen zuverlässigen Transportbedarf für Rohmilch erkannte.

2010 begann Neiswander die Zusammenarbeit mit Molkereigenossenschaften in Sambia. So erhielten die Milchbauern Buffalo-Fahrräder zu Bedingungen, mit denen beide Parteien einverstanden waren.

„Unser ausgearbeitetes Programm sieht vor, dass die Molkereigenossenschaft eine Liste all jener Landwirte erstellt, die regelmäßig mit der Genossenschaft zusammenarbeiten“, erklärt Neiswander. „Über das Programm können sich die Landwirte über einen dreimonatigen Zeitraum Fahrräder kaufen.

Ein Teil des Geldes, das die Genossenschaft den Landwirten im Monat für ihre Milch bezahlt, fließt in die Bezahlung des Fahrrads.“

Laut Neiswander handelt es sich beim Buffalo-Fahrrad um ein sehr robustes Fahrrad aus Stahl, das etwa 45 Pfund wiegt und dessen Gepäckträger einer Belastung von mehr als 200 Pfund standhält.

„Es wurde speziell für die schwierigen Bedingungen und Geländeverhältnisse entwickelt, die in Entwicklungsländern zu finden sind“, sagt Neiswander. „Die Milcherzeuger können sich darauf verlassen, dass ihr Buffalo-Fahrrad die Milch von ihrem Betrieb zweimal täglich zuverlässig ins Milchsammelzentrum bringt.“

Was das Buffalo-Fahrrad im Vergleich zu einem gewöhnlichen Fahrrad so einzigartig macht, ist die hintere Plattform, auf der die Milchbauern eine Milchkanne festgurten können.

„Ich bin immer wieder überrascht, wie einfallsreich die Menschen in Afrika sind“, lacht Neiswander. „Sie binden die Kannen mit alten Reifenschläuchen fest und stapeln sie übereinander.“

Laut Neiswander konnte das Programm von World Bicycle Relief über die Zusammenarbeit mit diversen Milchverbänden und -genossenschaften bereits mehr als 400 Fahrräder in Palabana und mehr als 600 Fahrräder in Sambia zur Verfügung stellen.

Neiswander weist darauf hin, dass als Resultat ein Anstieg der Lieferungen verzeichnet werden konnte, was wiederum ein erhöhtes Volumen der gelieferten Milch zur Folge hatte. Mit der Einführung des Buffalo-Fahrrads konnte das Einkommen der Landwirte um 25 Prozent gesteigert werden.

Milchsammlung

Paul Mueller Company unterstützt zudem das afrikanische Land Uganda bei der Versorgung seiner Einwohner mit frischer Milch. Zu diesem Zwecke wurden Milchsammelzentren errichtet. Bisher konnten ugandische Landwirte nur so viel Milch melken, wie sie innerhalb von ein paar Tagen konsumieren oder verkaufen konnten. Wenn die Milch in diesem Zeitraum nicht verbraucht wurde, wurde sie schlecht.

Milk collection centers installed in Uganda contribute to less spoilage, better milk quality and maintain a supply of fresh milk to citizens.

Als das Problem der ugandischen Milchbauern bei Paul Mueller Company in den Niederlanden bekannt wurde, war schnell eine Lösung gefunden. Unter der Leitung von Jos Ten Horn wurde ein Team zusammengestellt, das mit der niederländischen und der ugandischen Regierung zusammenarbeitet, um Fördergelder für den Bau und Betrieb der Sammelzentren zu erhalten.

Das Auswärtige Amt bezuschusst den Kauf von Mueller Milchtanks, Kühlungsausrüstung, Generatoren und Wärmerückgewinnungssysteme, um Milchsammelzentren in den Dörfern Ugandas zu errichten. Peter Fopma, der neue Geschäftsleiter, gab bekannt, dass Mueller bisher etwa 150 Sammelzentren in Uganda verkauft und errichtet habe.

Die neu errichteten Milchsammelzentren sorgen dafür, dass weniger Milch verdirbt und dass die Milchqualität erhalten bleibt, da sie nun im Vergleich zu den üblichen sieben Stunden innerhalb weniger Stunden gekühlt wird. Der Erfolg der Milchverarbeitungsanlagen und des Projekts führen dazu, dass die lokalen Molkereigenossenschaften ihren jährlichen Milchumsatz steigern können.

„Das macht einen ganz schönen Unterschied, denn wenn mehr Milch gekühlt wird, kann das Sammelzentrum mehr Produkte aus der gekühlten Milch herstellen“, so Fopma. „Das bedeutet, dass die Sammelzentren etwas mehr für die Milch bezahlen können. Wenn die Landwirte etwas mehr Geld für ihre Milch erhalten, können sie in ihren Molkereibetrieb investieren und etwa eine weitere Kuh, besseres Futter oder besseren Samen kaufen.“

Milchlagerung

Mueller hat noch keine Milchsammelzentren in Äthiopien errichtet, da das Land weniger entwickelt ist als Uganda und kleinere Milchfarmen hat. Aufgrund der geringeren Herdengrößen in Äthiopien wäre die Errichtung von Sammelzentren zum aktuellen Zeitpunkt nicht wirtschaftlich, da die Milchtanks nicht vollständig gefüllt werden könnten.

„2011 führten das BoP Innovation Center und die LEI Wageningen University eine Umfrage in Äthiopien durch, die ergab, dass kleine Milchbauern mit einer oder zwei Kühen die Abendmilch nicht zustellen und somit kein Geld daran verdienen konnten“, erklärt Fopma. „Und so wurde Mueller gebeten, einen netzunabhängigen Milchkühler für die Betriebe zu entwickeln.“

Gemeinsam mit BoP Inc. entwickelte Mueller eine kleine Kühleinheit für kleine Milchbauern in Äthiopien. Der erste Prototyp der Milchkühlungseinheit war solarbetrieben und ermöglichte es den Milchbauern, ohne Netzzugang Milch in höchstmöglicher Qualität zu lagern, zu liefern und zu verkaufen und somit ihr Einkommen zu steigern.

Wie Fopma erzählt, lernte Mueller bei der Zusammenarbeit mit BoP Inc. ein Unternehmen namens SimGas kennen, das kleine Biogasanlagen für Hauswirtschaften in Afrika baut. SimGas war zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach Ergänzungsprodukten, und so entwickelte das Unternehmen 2013 gemeinsam mit Mueller einen zweiten Prototyp für einen Milchkühler mit Biogasversorgung.

Mit dem Bau von kleinen Kühleinheiten für Landwirtschaftsbetriebe in Äthiopien möchte Mueller die Milchqualität verbessern und Landwirten die Chance geben, ihre Abendmilch zu Geld zu machen. Man erhofft sich durch das Zusatzeinkommen größere Herden und eine höhere Milchproduktion, damit die größeren Milchsammelzentren bald auch in Äthiopien errichtet werden können.  Endmarkierung

Auf der Website von World Bicycle Relief erfahren Sie mehr über die verschiedenen Programme, die Milcherzeuger in Afrika unterstützen.

Audrey Schmitz war 2016 als Redaktionspraktikantin bei Progressive Dairyman tätig.

FOTO 1: Buffalo-Fahrräder bieten sambischen Milchbauern die Möglichkeit, ihre Milch zweimal täglich zuverlässig in die Milchsammelzentren zu transportieren. Foto mit freundlicher Genehmigung von Brooke Slezak.

FOTO 2: In Uganda errichtete Milchsammelzentren sorgen dafür, dass weniger Milch verdirbt, sodass die Milchqualität erhalten bleibt und die Versorgung der Einwohner mit frischer Milch sichergestellt ist. Foto mit freundlicher Genehmigung von Christine Daues.